C3H

Caritas Computer Club Heckersberg

Viele Hilfegesuche in der Betreuung und Beratung im Projektbüro der Caritas basieren auf einer schlechten technischen Ausstattung der sozial benachteiligten Familien. Zwar ist zumeist ein Internetanschluss und ein Smartphone oder Tablet vorhanden, aber es fehlt an PC-Arbeitsplätzen, sodass kein adäquates Gerät zur Verfügung steht, wenn Formulare oder Bewerbungen digital verfasst und ausgedruckt werden müssen. Für diese Menschen ist das Projektbüro die einzige Möglichkeit, unkompliziert die Defizite der fehlenden technischen Ausrüstung und der fehlenden Bedienungskompetenz dieser Geräte auszugleichen. Besonders im Zusammenhang mit der Notwendigkeit des Home-Schoolings/E-Learnings in der Corona-Pandemie wurde deutlich, dass gerade Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch benachteiligten Familien die ihnen gestellten Aufgaben nicht oder nur unzulänglich bearbeiten und abgeben konnten.
Hieraus ergibt sich eine Verschärfung der ohnehin ungleichen Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen, die wesentlich mit einer mangelhaften technischen Ausstattung zusammenhängt.

Bildung, Lernen und Wissenstransfer werden in Zukunft noch mehr über technische Geräte und das Internet stattfinden. Das bedeutet, dass der Zugang zum Internet mit einem hinreichend ausgestatteten Arbeitsgerät Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Bildungssystem ist. Wenn der Präsenzunterricht an Bildungseinrichtungen nicht möglich ist, erweitert sich Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft noch um den Aspekt der digitalen Chancenungleichheit. Um sozial benachteiligte Familien daher „krisenfester“ zu machen, ist es notwendig, diese hardware- und softwaretechnisch auszurüsten und zu schulen, damit Hilfegesuche problemlos über das Internet stattfinden können und die Menschen die Möglichkeit haben, unabhängig von Hilfsangeboten des Projektbüros, bestimmte Alltagsanforderungen bewältigen zu können. Die Ausstattung der Jugendlichen soll nicht durch eine bloße Geräteanschaffung erfolgen, sondern gemeinsam mit der Zielgruppe stattfinden, indem alte Geräte mit moderner Hardware zu einem voll einsatzfähigen Arbeitsgerät aufgerüstet werden.

Die DNZ unterstützt dieses Vorhaben wissenschaftlich mit ethnographischer, praxisorientierter Feldforschung auf Basis kleiner Fallzahlen und mit Hilfe qualitativer Forschungsmethoden. Ziel der Feldforschung ist ein fundiertes und detailliertes Verständnis über Herausforderungen der Jugendlichen, die an den Workshops teilnehmen, und wie diese Herausforderungen durch technischen Zugang gelöst bzw. gemildert werden können. Die DNZ wird das Projekt C3H wissenschaftlich begleiten und evaluieren, Konzepte für die Workshops entwickeln und ein „Projektrezept“ erstellen, welches am Ende des Projekts das zentrale Instrument zur Übertragung der Projekterkenntnisse darstellt. Hier werden die Erfahrungen, Herausforderungen, aber auch Probleme während der Organisation, Durchführung
und Nachbereitung der Workshops gebündelt beschrieben. Außerdem sollen Anpassungsvorgänge und Probleme bei der Digitalisierung innerhalb der Organisationsstruktur des Caritasverbandes festgehalten und analysiert werden.

Projektleitung: Sebastian Taugerbeck

Ich bin seit April 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien der Universität Siegen. Derzeit leite ich das Projekt „sustainKMU“, in dem wir die Potenziale mitarbeiterzentrierter Qualifizierungsmaßnahmen und digitaler Assistenztools zur Steigerung der Energie- und Resourceneffizienz in KMU untersuchen. Zudem unterstütze ich für die DNZ das Projekt „C3H – Caritas Computer Club Heckersberg“ als wissenschaftliche Begleitung und Unterstützung.

Nach einer beruflichen Ausbildung zum Siebdrucker (2002-2005), studierte ich ab 2009 den Bachelor Sozialwissenschaften mit dem Ergänzungsfach Sprache und Kommunikation (sprachl. Schwerpunkt: Englisch) an der Universität Siegen. Diesen schloss ich 2013 mit meiner Bachelorthesis „Klassenwahlverhalten in Deutschland. Klassenlage, Parteineigung und Wahlentscheidung“ bei Prof. Dr. Spier ab. Nach meinem Abschluss begann ich 2015 den Masterstudiengang Bildung und Soziale Arbeit an der Universität Siegen, den ich im März 2018 mit der Arbeit „Digitale Teilhabe und Strafvollzug. Eine wissenssoziologische Analyse des öffentlichen Diskurses zur Nutzung digitaler Medien durch Gefängnisinsassen unter besonderer Berücksichtigung des Wandels zur digitalen Wissensgesellschaft“ mit sehr gutem Erfolg absolvierte.

Im universitären Betrieb unterstützte ich das Forschungsprojekt „BaSiGo – Bausteine für die Sicherheit von Großveranstaltungen“ (2013) am Institut für Medienforschung, das Projekt „NEPS – National Educational Panel Study“ (2013 – 2015) an der Professur für Soziologie und Empirische Sozialforschung, das DFG-Projekt „The effects of regional and neighbourhood contexts on young people’s aspirations and access to vocational education and training in Germany“ (2015), das Projekt „SmartLive“ (2015 – 2016) am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien und das Teilprojekt B05 „Frühe Kindheit und Smartphone – Familiäre Interaktionsordnung, Lernprozesse und Kooperation“ (2016 – 2017) des Sonderforschungsbereiches Medien der Kooperation als studentische Hilfskraft. Zudem war ich als wissenschaftliche Hilfskraft in der AG „Allgemeine Pädagogik“ angestellt (2016 – 2017) und arbeitete als Technische Koordination im Sonderforschungsbereich „Medien der Kooperation“ (2017).

Meine Forschungsinteressen liegen im Bereich der qualitativen Methoden empirischer Sozial- und Bildungsforschung. Aus einer sozio-informatischen Perspektive interessiert mich vor allem die Thematik einer (potenziellen) Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien in organisationellen Kontexten Totaler Institutionen.