ROBUST

Robotik-basierte Unterstützung von Prävention und Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen

Mit steigendem Alter nimmt die alltägliche Bewegungsaktivität ab. Regelmäßige körperliche und geistige Aktivität sind jedoch entscheidende Präventionsfaktoren für die individuelle Gesundheit und zur Aufrechterhaltung der individuellen Mobilität und sozialen Teilhabe. Gerade Pflegebedürftige Menschen brauchen in ihrem Alltag Bewegung und geistige Aktivität. Die Digitalisierung eröffnet neue und vielversprechende Möglichkeiten präventive und gesundheitsförderliche Maßnahmen zu entwickeln und damit die individuelle Aktivität, Selbstständigkeit und Lebensqualität durch mobilisierende und digitalisierte Angebote zu fördern. Hier setzt das vdek-Präventionsprojekt „Robust“ an.

Im Zentrum des dreijährigen Projekts steht die Entwicklung robotik-gestützter Interventionen zur Gesundheitsprävention in stationären Pflegeeinrichtungen gemäß dem Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI. Hierzu sollen aktivierende und gesundheitsfördernde Gruppenangebote für alle Bewohnenden der teilnehmenden Pflegeeinrichtungen konzipiert und evaluiert werden.

Das innovative System wird vor allem als sozio-technisches System verstanden und im Dialog mit den beteiligten Akteuren partizipativ und nutzerorientiert entwickelt. An den zu entwickelnden Inhalten und Trainingsaktivitäten wirken Forscher*innen, Entwickler*innen, Pflegebedürftige, Angehörige, therapeutische Fachkräfte, Pflegefachkräfte und Mitarbeitende des Sozialen Dienstes mit. Hierdurch können passgenau nutzerorientierte Interventionen entwickelt werden, die nachhaltig in der Praxis Anwendung finden.

Neben der Stärkung individueller Gesundheitsressourcen der Bewohnenden (Verhaltensprävention) und Mitarbeitenden richtet sich das Projekt an den Ausbau gesundheitsförderlicher Rahmenbedingungen in den beteiligten stationären Pflegeeinrichtungen (Verhältnisprävention). Das zu entwickelnde robotische System soll überwiegend bei Gruppeninterventionen eingesetzt werden. Hier soll der Roboter gezielt körperliche, kognitive und sozial-kreative Interventionen vorführen (z.B. Seniorengymnastik, Sturzprävention, Memory, Denkübungen, Achtsamkeitstraining, etc.). Durch sein interaktives Design soll das System die Zielgruppe zum Mitmachen motivieren. Dazu ist geplant, dass das System fortlaufend Anweisungen geben kann. Zusätzlich zu gesundheitsfördernden Aspekten, kann eine derartige Gruppeninterventionen die soziale Teilhabe fördern, aktivieren und das Gemeinschaftsgefühl stärken.

Im Fokus der wissenschaftlichen Evaluation steht die Untersuchung der gesundheitsfördernden Wirksamkeit der zu entwickelnden Interventionen mit zwei kontrollierten Studien mit Ein- und Ausgangsmessung. Dies ermöglicht die Entwicklung evidenzbasierter Unterstützungsangebote. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt auf der Untersuchung der Akzeptanz des robotik-gestützten Systems bei Bewohnenden und Mitarbeitenden sowie der strukturellen Effekte der verhältnisbezogenen und verhaltens­bezogenen Angebote und Maßnahmen.

Das Präventionsprojekt wird vom Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) gefördert und findet im Verbund mehrerer Partner aus Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein statt. Neben der gemeinnützigen Gesellschaft für digitalisierte und nachhaltige Zusammenarbeit (DNZ) aus Siegen gehören dem Verbund das Forschungs- und Entwicklungszentrum Fachhochschule Kiel GmbH (F&E) sowie der Dachverband der Diakonie und mit der Seniorenwohnanlage „Am See“ in Fockbek des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein, dem St.-Gerhardus-Haus in Drolshagen und dem Franziskaner Hof der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe in Attendorn Pflegeeinrichtungen aus Schleswig-Holstein und aus Nordrhein-Westfalen an.

Projektleitung: Elisabeth Raß

Seit November 2021 koordiniert Elisabeth Raß als wissenschaftliche Mitarbeiterin das vdek-Präventionsprojekt ROBUST zu dem Einsatz von Robotern in Pflegeeinrichtungen zur Verhaltens- und Verhältnisorientierten Gesundheitsprävention. Robust ist auf drei Jahre ausgelegt und findet im Verbund mit der F&E Kiel und vier Pflegeeinrichtungen aus Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen statt. Im Rahmen dieses praxis- und nutzerorientierten Forschungsprojektes werden unter Mitwirkung von Forscher*innen, Entwickler*innen, Pflegebedürftigen, Angehörigen, therapeutischen Fachkräften, Pflegefachkräften und Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes passgenaue gesundheitsfördernde Anwendungen für die Bewohner*innen der Pflegeheime entwickelt.

Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Betrachtung der komplexen wechselseitigen Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt insbesondere in Hinblick auf die individuelle Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung sozialer Organisationen. Aus einer sozio-informatischen Forschungsperspektive interessieren sie vor allem die Auswirkungen von Technologien auf Organisationen sozialer Dienste sowie mögliche Änderungen in der Struktur von Angeboten und Arbeitsbedingungen.

Nach einem Studium der deutsch-französischen Politikwissenschaften mit einjährigem Aufenthalt Rennes, Frankreich, belegte Elisabeth Raß 2013 den Bachelor in Sozialer Arbeit an der Technischen Hochschule in Köln, den sie 2017 mit einer Thesis über „Möglichkeiten zur Einflussnahme auf mütterliches Erziehungsverhalten im Autonomen Frauenhaus“ abschloss. Aufbauend absolvierte sie den Masterstudiengang „Bildung und Soziale Arbeit“ an der Universität Siegen. In ihrer Masterthesis beschäftigte sie sich 2019 im Rahmen einer qualitativen Forschung mit dem Phänomen von „Personalfluktuation und Mitarbeiterbindung in professionellen Betreuungssettings für Menschen mit Beeinträchtigung und herausforderndem Verhalten“ und vertieft dieses Thema umfassend im Rahmen ihrer Dissertation bei Prof. Dr. Johannes Schädler.

Neben langjähriger beruflicher Erfahrung in der Sozialen Arbeit insbesondere mit von Gewalt betroffenen Müttern und ihren Kindern in autonomen Projekten sowie mit Pflegekindern mit geistiger und seelischer Beeinträchtigung, befindet sie sich seit 2020 in Weiterbildung als analytische Kinder- und Jugendpsychotherapeutin am Alfred-Adler-Institut Aachen-Köln e.V.